Projektbericht „Barrierefreies Fischerviertel“ in Ulm

Aktuell sind viele Städte und Kommunen dabei, öffentliche Wege, Plätze und Bushaltestellen „barrierefrei“ anzulegen, bzw. umzugestalten. Vielerorts werden auch sogenannte „Mobilitätsbänder“ in den Fußgängerzonen geplant und gebaut.

Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit mit Flexystone®

Von der Stadt Ulm lag uns eine Anfrage vor, einen Lösungsvorschlag für einen barrierefreien Streifen im Bereich der Altstadt zu entwickeln. In gesamten Altstadtbereich liegt dort ein wunderschönes, klassisches „Altstadt Großpflaster“. Ein großes Thema sind neben der Barrierefreiheit auch die Unterhaltskosten für den in ungebundener Bauweise erstellten Natursteinpflasterbelag. So sind die Bauhofmitarbeiter immer wieder damit beschäftigt, die Fugen der Pflasterfläche in Ordnung zu halten und nach dem Einsatz der Kehrsaugmaschine wieder zu verfüllen.

Das gewölbte, rumpelige Kopfsteinpflaster sieht zwar wunderschön aus und verströmt diesen gewissen „Mittelaltercharme“. Die runden, unebenen Steine bergen aber dennoch Gefahren für Radfahrer, Kinderwagen und Menschen mit Rollator oder Rollstuhl. So stand der Abbau von Barrieren hin zu einer barrierearmen Innenstadt mit auf dem Zettel der Anforderungen der Stadtverantwortlichen aus Ulm. „Barrierefreiheit“ bzw. „Barrierearmut“ liegt oft im Auge des Betrachters. Deshalb wurden für diese Testphase auch Spezialisten vom Denkmalschutz sowie der Behindertenbeauftragte der Stadt Ulm mit in das Projekt eingebunden.

Im Rahmen einer praktischen Machbarkeitsanalyse konnten wir in der Ulmer Fußgängerzone eine entsprechende Musterfläche anlegen:

  1. Insgesamt wurden ca. 8 qm Pflaster von Bauhofmitarbeitern aus dem bestehenden Belag entnommen.
  2. Wir haben dann bei einem Partnerunternehmen die oberen ca. 3 cm dieser Pflastersteine absägen lassen. Dieser Vorgang wird im Vollschnitt als ein „Kronenschnitt“ an den für barrierefreie Wege und Flächen vorgesehenen Pflastersteinen durchgeführt. Hierbei wird die gewölbte Kopffläche der einzelnen Pflastersteine entfernt, sodass eine glatte Oberfläche entsteht.
  3. Nach einer gründlichen Reinigung wird die Oberfläche des Granitpflasters mit Hilfe eines speziell dafür entwickelten Flammenwerfers geflammt, um die notwendige Rutschfestigkeit zu erhalten. Durch die starke Hitzeeinwirkung entsteht eine griffige, raue Oberfläche, die einerseits eine hohe Beständigkeit gegenüber mechanischer Belastung aufweist und andererseits die für öffentliche Bereich notwendige Rutschfestigkeit bietet, wobei die natürliche Optik des historischen Kopfsteinpflasters erhalten bleibt.
  4. Gemeinsam mit einem Pflasterbaubetrieb haben wir die bearbeiteten Großpflaster wieder eingebaut und anschließend mit Flexystone® verfugt.

 

Diese Musterfläche wurde mittlerweile für den Verkehr und den Kehrsaugmaschinen-Einsatz wieder frei gegeben. Die Stadtverantwortlichen sowie die weiteren Projektbeteiligten zeigen sich von dieser Lösung und von unserer Performance begeistert.

 

Neben der Erfüllung der gestellten Anforderungen beeindruckt ein weiterer Fakt: Eine Neuanschaffung von teuren ebenen & geflammten Pflastersteinen konnte vermieden werden. Mit der Aufarbeitung der Steine und der Verfugung mittels Flexystone® konnte den Pflastersteinen ein „zweites Leben“ geschenkt werden. So geht Ressourcenschonung, so geht Nachhaltigkeit.

 

 

 

„Die Kombination des Kronenschnitts und der professionellen Fugenbeschichtung mit Flexystone® eröffnet Städteplanern vielfältige Möglichkeiten“, weiß Markus Holder, Geschäftsführer der KSV Biberach GmbH & Co. KG. „Bestehende Flächen können barrierefrei nachbearbeitet und neue Flächen aus recycelten Natursteinen gestaltet werden. Damit kombinieren wir eine inklusive Stadtplanung mit Nachhaltigkeitszielen, mit ressourcenschonender Verkehrssicherheit und einer bisher nicht gekannten Wirtschaftlichkeit durch die Senkung der Instandhaltungskosten.“